johann kapferer, im zeichen des wolfsmondesDas bewährte Sprichwort vom Köder, der dem Fisch schmecken muss, heißt auf das Kinderbuch angewendet, dass dieses der Oma schmecken muss, wenn sie dem Enkelkind daraus vorlesen will. Für das Jugendbuch heißt der verdeckte Köder „Pädagogik“. Ein Buch muss in Thematik, Triggerwarnung und Geschlechtsneutralität vor allem der grünen Pädagogik gefallen, ehe es im gegenwärtigen Literaturbetrieb gedruckt werden und auf eine Empfehlungsliste gelangen kann.

Die Köder für jugendliche Sekundärpersonen bewirken über die Jahre freilich, dass die ursprünglich gedachte Zielgruppe „Jugend“ sich mit Grauen vom Lesen abwendet.

sam thompson, der turm der füchse„In der Nacht, als die Füchse ihren Vater raubten, konnte Willow nicht schlafen. Sie hatte stundenlang im Dunkeln gelegen und dem Wind gelauscht, der in den Dächern sang. Dielen knarrten, als Dad im Haus umherging. Auch er fand keinen Schlaf. Irgendwann nach Mitternacht hörte sie, wie die Hintertür aufging.“ (S. 6)

Eines nachts beobachtet Willow ihren Vater, wie er im Garten mit drei Füchsen diskutiert und wie sich ihm plötzlich etwas in Gestalt eines riesigen Wolfes nähert. Das Wesen wirft ihren Vater zu Boden, packt ihn bei den Knöcheln und zerrt ihn hinter die Bäume. Als Willow ins Freie rennt, ist ihr Vater bereits spurlos verschwunden. Nur ein Rabe, den ihr Vater Cormac genannt hatte, beobachtet sie von einer Gartenbank aus.

ali smith, antigone„Jetzt richtete sich die alte Krähe ganz auf. Ihre Aufmerksamkeit war geweckt. Antigone und Ismene! Die kleinen Prinzessinnen! Hier, unter ihrem Nest, war alles, was von König Ödipus´ Familie noch übrig war, von der alten menschlichen Königsfamilie. Prinzessin Antigone als, die sich so rührend um Ödipus gekümmert hatte, den blinden Mann. Den Mann, der früher König gewesen war.“ (S. 19 f)

Die klassische Tragödie „Antigone“ des griechischen Dichters Sophokles mit ihrem Widerstreit zwischen Gesetz und Gewissen hat über die Jahrhunderte hinweg die Menschen berührt und über ihre eigene Wahl in diesem Konflikt reflektieren lassen. Ali Smith verarbeitet das Thema in ihrem Kinderbuch für ein junges Publikum.

timo parvela, schatten - der pakt„Am Abend schämt sich Pete für seine Schwäche. Dem falschen Weihnachtsmann etwas ins Ohr zu flüstern, war einfach nur blöd. Die Zeit hätte er besser nutzen können. Er hätte zum Beispiel Sara etwas vorlesen können. Das wäre wesentlich sinnvoller gewesen, denn ihre Krankheit ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass keine Behandlung sie mehr stoppen kann und es keine Hoffnung mehr gibt.“ (S. 14)

Für Petes Freundin Sara, die an einer unbekannten Krankheit leidet, besteht nur noch wenig Hoffnung, dass sie die Weihnachtstage überleben wird. Er besucht sie täglich und wünscht sich nichts mehr, als dass sie wieder gesund wird. In seiner Verzweiflung wendet er sich sogar an einen verkleideten Weihnachtsmann in einem Kaufhaus, dem er seinen größten Wunsch mitteilt.

g.z. schmidt, adam und die jagd nach der zerbrochenen zeit„Etwa zwei Stunden vor Mitternacht erschien auf einem der belebten Gehwege Manhattans wie aus dem Nichts ein Mann im Regenmantel. Sein plötzliches Auftauchen hätte eigentlich für Verwunderung sorgen müssen, doch niemand nahm von ihm Notiz. In diesem besonderen Teil New Yorks wimmelte es rund um die Uhr von Autos und Menschen, sodass in dem Gewusel niemand den anderen wirklich wahrnahm.“ (S. 9)

Der zwölfjährige Adam hilft seinem Onkel in der Bäckerei „Biscuit Basket“ in Manhattan und bringt regelmäßig unverkaufte Backwaren in die nahegelegene Obdachloseneinrichtung. In der Schule hat Adam keine Freunde und gibt sich stattdessen lieber mit der Maus Speedy ab, mit der er sich ungestört unterhält.

charles dickens, eine weihnachtsgeschichte„In diesem Buch habe ich versucht, den Geist einer Idee herbeizurufen, und dieser Geist soll meine Leserinnen und Leser nicht verstimmen und nicht aufbringen, nicht gegeneinander, nicht sich selbst gegenüber, nicht dem Weihnachtsfest gegenüber und mir gegenüber schon gar nicht. Möge er auf freundliche Weise in ihren Häusern spuken und möge niemand ihn vertreiben wollen. Euer aller getreuer Freund und Diener, C. D. Dezember 1841“ (S. 7)

Die Geschichte des reichen und kaltherzigen Geschäftsmanns Ebenezer Scrooge, der sich an einem Vorweihnachtsabend vom Geizhals und Verachter des Weihnachtsfestes zum Menschenfreund läutert gehört zu den Klassikern der Weihnachtsliteratur und wurde schon vielfach verfilmt. Diese schöne Neuausgabe wurde von der norwegischen Illustratorin Lisa Aisato bildlich in Szene gesetzt.

mikael brun-arnaud, erinnerungen des waldes„Mitten im Dorfwald von Schönrinde und auf den Hügeln drum herum leben Tiere, die Verstand, Sprache und Humor besitzen, von eigener Pfote genähte Kleidung tragen und süßes Gebäck zaubern, dass euch davon das Wasser im Mund zusammenläuft.“ (S. 9)

Archibald Fuchs, der Leiter der Dorfbuchhandlung von Schönrinde, erlebt mit dem vergesslichen Ferdinand Maulwurf sein größtes Abenteuer. Auf der Suche nach der Gegenwart und Vergangenheit des Maulwurfs führt sie die Reise durch den Dorfwald von Schönrinde und in die Vergangenheit.

matthias bauer, vollmondlegenden„Kalter Herbstwind rauschte um das alte Haus, dessen Giebel sich spitz vor dem Vollmond abzeichneten. Die abgenutzte Sandstein-Fassade stemmte sich den Windböen entgegen. Fensterscheiben vibrierten. Dachschindeln ächzten. Im Garten fielen die letzten Blätter von den knorrigen Eschen. Im Inneren des Hauses war es still, auch in der Bibliothek, die in völliger Dunkelheit lag.“ (S. 11)

Der dreizehnjährige Felix und seine drei Freunde Daniel, Emily und Mila sind ein tolles Team das sich prächtig versteht und die Eigenarten der anderen akzeptiert. Jeden Vollmondabend treffen sie sich auf dem Hauptplatz von Eschenfeld, um einen gemeinsamen Filmabend zu genießen.

benedict mirow, der druide von mistle end„Einst Druiden wie Cedric, hatten sich die Maighstir Sgaìl, trunken von ihrer eigenen Macht und Stärke, der falschen Seite verschrieben. Sie wollten keinen Frieden. Die Schattendruiden wollten die Welt in Dunkelheit und Furcht stürzen. Deswegen hatten sie sich damals mit den Dornenhexen verbündet und Mistel End angegriffen.“ (S. 18)

Nachdem Cedrik entdeckt hat, dass er ein Druide ist und er seine magischen Fähigkeiten entwickelt hat, findet er sich in Mistle End, einer Welt voller magischer Geschöpfe wie z.B. Hexen, Zwergen, Werwölfen, Drachen, Einhörner und anderen Wesen immer besser zurecht. Nachdem er mit seinen Freunden Mistle End vor dem Untergang bewahren hat können, wird er rasch wieder in ein gefährliches Abenteuer verstrickt.

leo ball, reise durch die wissenschaft„Die Anfänge der Wissenschaft, wie etwa die Bestimmung der Zeit anhand der Bewegung der Sterne, entstanden in vielen Teilen der Welt, darunter auch im Nahen Osten, in China und Amerika. Als sich die ersten Hochkulturen entwickelten, nahm der wissenschaftliche Fortschritt zu. Die Menschen im alten Ägypten und Mesopotamien erdachten die ersten Kalender und einfache Maschinen.“ (S. 8)

In sieben Kapiteln erleben die jungen Leserinnen und Leser wie sich die Entwicklung und die Erkenntnisse im Bereich der Wissenschaft von ihren Anfängen bis in die Gegenwart immer mehr beschleunigt haben und welch spannenden Weg die Menschheit von der Messung der Zeit bis zur Entwicklung von Robotern zurückgelegt hat.