Belletristik und Sachbücher

Stefan Neuhaus, Literaturvermittlung

h.schoenauer - 01.07.2012

Manchmal sind es die einfachsten Sätze, die die größte Erkenntnis auslösen. Literatur ist Literaturvermittlung, ohne Literaturvermittlung keine Literatur.

Auf diese bemerkenswerte Formel bricht Stefan Neuhaus einmal den ganzen Literaturbetrieb herunter und kommt dabei zu erstaunlichen Ergebnissen. Etwa dass es kaum ein Lehrbuch über Literaturvermittlung gibt, weil diese meist den Gebieten Markt, Pädagogik oder Schreibwerkstatt angegliedert ist.

Christoph Wilhelm Aigner, Eigenleben oder wie schreibe ich eine Novelle

h.schoenauer - 03.04.2012

Was macht man in einem fremden Land, wenn man keinen dezidierten Arbeitsauftrag hat? Man schießt jede Menge Fotos, spaziert so oft es geht an den Strand und schaut Pizzabäckern und Kellnern bei der Arbeit zu.

In Christoph Wilhelm Aigners Prosatext hat sich ein beobachtendes und schreibendes Ich selbständig gemacht und geht eigene Wege. Zudem fotografiert es ohne Auftrag, die Polaroids werden wie von selbst mit einem Kommentar versehen. Einige dieser Polaroids sind im Anhang des Textes beigefügt. Darauf sieht man verfremdete Motive, wie einen Geparden-Jäger, der eine Schafherde zusammentreibt, einen aufgeschlitzten Marsmenschen, der als Überbleibsel des Tourismus am Strand liegt, oder einen Fisch, der grinsend an Land gegangen ist und den Untertitel auslöst: „Zuerst hatten wir geglaubt, es sei Korsika.'

Robert Menasse, Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung

h.schoenauer - 03.04.2012

Bild: Robert Menasse, Die Zerstörung der Welt als Wille und VorstellungIn der Österreichischen Essaykunst gilt die Faustregel, dass etwas erst dann Gegenstand der intellektuellen Auseinandersetzung werden kann, wenn bereits Robert Menasse sich dazu geäußert hat. Wenn ein solches Kaliber nun bei den Frankfurter Poetikvorlesungen auftritt, darf man gespannt sein, was alles Thema sein darf.

Robert Menasse macht alles zum Thema: die Welt, ihre Darstellung und die Zerstörung in Wort und Tat. Dabei wählt er umso größere Töne, je kleiner sein Gedanke ist und umgekehrt, wirklich große Gedanken kommen dann schlicht und verständlich daher. Das hängt sicher mit dem Druck zusammen, den sich Poeten bei ihren Vorlesungen machen, niemand getraut sich einen normalen Gedanken zu fassen, weil es ja um Poesie geht.

Ruth Schoenbach, Lesen macht schlau

andreas.markt-huter - 03.04.2012

„Wenn Johnny in der 9. Klasse nicht lesen kann, ist es nicht zu spät.“ Die optimistische Kernaussage der kalifornischen Förderinitiative „Reading Apprenticeship“ („Leseausbildung“), ließ die deutsche Pädagogin Dorothee Gaile aufhorchen, als sie im Jahr des ersten PISA-Schocks 2003 im Internet nach internationalen Modellen der Sprach- und Leseförderung suchte.

Liegt hier eine Chance für rund ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler, die keine zusammenhängenden Texte lesen können? „Lesen lässt sich lernen wie ein Handwerk.“, so die schlichte Botschaft der vier US-Amerikanerinnen Ruth Schoenbach, Cynthia Greenleaf, Christine Cziko und Lori Hurwitz. Wie das Programm auch an deutschen Schulen eingesetzt werden kann, zeigte Gaile deutschlandweit mit großem Erfolg in Workshops und nun auch als Herausgeberin der deutschen Übersetzung Lesen macht schlau (Cornelsen Scriptor).

Christoph W. Bauer, Im Alphabet der Häuser

andreas.markt-huter - 03.04.2012

Was haben uns die Häuser zu erzählen, an denen wir täglich vorüber gehen? Können sie vielleicht helfen, den Blick zu öffnen für unsere Geschichte? Wie war das damals, als die großen Pestepidemien in Europa wüteten, oder zur Zeit des Nationalsozialismus - was berichten die Häuser Innsbrucks darüber?

In seinem neuesten Buch Im Alphabet der Häuser erzählt Christoph W. Bauer Stadtgeschichte und nimmt zugleich Stellung gegen die Blindheit, gegen die Gleichgültigkeit, die uns nichts mehr sehen lässt. Das Buch soll auch aufzeigen, wie man mit Geschichte umgeht und wie man Geschichte erzählen kann, ausgehend vom konkreten Ort, von der konkreten Person, eben vom konkreten Haus.

Bernd Schönemann / Holger Thünemann, Schulbucharbeit

andreas.markt-huter - 03.04.2012

Ist das Schulbuch im Geschichteunterricht Leitmedium oder ungeliebtes Auslaufmodell und wer weiß eigentlich genau, wie mit dem Schulbuch in der Unterrichtspraxis umgegangen werden soll?

Bernd Schönemann und Holger Thünemann gehen der spannenden Frage nach dem Medium Geschichtslehrbuch nach, wie sich wahrscheinlich die wenigsten Lehrer bewusst gestellt haben. Dabei werden die Entwicklung und Konstruktion des Geschichtslehrbuchs näher erforscht und analysiert. Danach werden Ideen und Anregungen vorgestellt, mit denen die Arbeit im Schulbuch zu einer „motivierenden und abwechslungsreichen Lehr-Lernmethode im Geschichtsunterricht'' (7) werden kann.

Axel Karner, Chanson Grillée

h.schoenauer - 17.01.2012

Buch-Cover

Gegrillte Gedichte sind vielleicht eine ideale Zutat zu gewissen Grillanlässen im Freien, sie besingen die geschlachtete Materie, die auf dem Grill bruzzelt, sie verweisen auf das Irdische allen Fleisches und die verfressenen Lüste der Menschheit.

Axel Karner verweist in einem Kommentar zu seinen gegrillten oder gerösteten Gedichten auf die Entstehungsgeschichte seiner poetischen Feinschmeckereien. Angeregt von einer Lithographie des Mexikanischen Malers Francisco Toledo ?Ein Grashüpfer kämpft mit dem Tod hat der Autor ein Alphabet des Schlachtens verfasst.

Gregor M. Lepka, An der Zeit vorbei

h.schoenauer - 17.01.2012

Buch-Cover

Im Idealfall gräbt sich der Titel eines Gedichtbandes beim Vorübergehen so in das Gedächtnis des Lesers, dass man einen Schritt zurückgeht, das Buch nimmt und es wissen will: Was hat es mit diesem Titel auf sich?

Gregor M. Lepka stellt seinen Gedichten dieses ?An der Zeit vorbei voran, ein Programm, das einerseits zeitlos ist, weil es auf die Zeit keine Rücksicht nimmt, andererseits programmlos ist, weil seine Zeit schon abgelaufen ist.

William C. Gordon, Missgeburt

h.schoenauer - 16.01.2012

Buch-Cover

Mittlerweile ist der Krimi-Markt knallvoll, so dass die Verlage immer absurdere Werbestrategien fahren und Klappentexte schreiben müssen, um die Spannung des jeweiligen Werkes im Publikum zu installieren.

William Gordons literarische Leistung besteht auf den ersten Blick darin, der Mann der Erfolgsautorin Isabel Allende zu sein. Auf den zweiten Blick hat er sich mit der Figur des San- Francisco-Redakteurs Samuel Hamilton in die Herzen des Retro-Krimi-Publikums geschrieben und im dritten Ansatz zieht er als Schwarz-Weiß-Anhänger gerade noch rechtzeitig seinen Schreiber-Kopf aus der Klischee-Schlinge.

Vladimir Pistalo, Millennium in Belgrad

h.schoenauer - 16.01.2012

Buch-Cover

Ein Millenniums-Sprung garantiert immer eine gewisse Veränderung, auch wenn sich letztlich nichts verändert. Allein schon die Erwartung einer neuen Epoche lässt alles Geschehene als neu erscheinen, wenn sich nur die passende Jahreszahl dazu einstellt.

Vladimir Pistalo erzählt in seinem Roman von der unverwüstlichen Stadt Belgrad, die auch das neue Jahrtausend in irgendeiner Form über die Runden der Geschichte bringen wird. Was immer auch in Zukunft geschehen wird, es wird eine Kleinigkeit gegen diesen Schock sein, den der Tod Titos ausgelöst hat.