Aktuelle Buchtipps

 

Philipp Röding, Die Stille am Ende des Flurs

h.schoenauer - 04.05.2014

Ein Mann vergafft sich in der Straßenbahn in eine Frau, geht ihr im geordneten Stalking-Abstand hinterher bis zu ihrer Wohnungstür. Als sie darin verschwunden ist, riecht er an der Tür und stellt fest, dass sie geruchlos ist. – Was ist das, eine Beschreibung eines Psychopaten, eine erotische Abbruchgeschichte, eine Meldung über das Versagen der Sinnesorgane?

In Philipp Rödlings zehn Erzählungen von der Stille am Ende des Flurs klaffen meist Oberfläche und Tiefgang des Beobachteten auseinander. Wenn die Wohnungstür geruchlos ist, wird auch alles Dahinterliegende unfassbar und unriechbar. Der Betrachter steht fassungslos vor der vollkommenen Entkoppelung zwischen Erotik und Körperlichkeit, die Sinnesorgane sinnen ins Leere, die eingelangten Impulse zur Außenwelt sind falsch verkabelt, sodass sie im Hirn des Empfängers unnütze oder falsche Bilder erzeugen.

Manfred Mai, Das verkaufte Glück

andreas.markt-huter - 02.05.2014

„Eure Mutter und ich haben lange hin und her überlegt, was wir tun können. Wir sehen keine andere Möglichkeit, als euch diese Jahr ins Schwabenland zu schicken.“ Er machte eine Pause. Die Worte des Vaters kamen so überraschend, dass es Jakob und Killian schwerfiel, sie zu begreifen. (17)

Eben noch waren Jakob und sein jüngerer Bruder Killian vergnügt und ausgelassen. mit der Rodel den Hang am Waldrand hinunter gerodelt und hatten sich mit Leonhard ein erbittertes Wettrennen geliefert und plötzlich heißt es, dass die Familie die Kinder nicht mehr ernähren kann.

Zlatko Pakovic, Die gemeinsame Asche

h.schoenauer - 01.05.2014

Der Begriff Antiroman lädt die Leserschaft ein, vor der Lektüre zu reflektieren, was mit dieser fiktionalen Antimaterie wohl angesprochen werden könnte.

Zlatko Pakovic zieht das Projekt Antiroman sehr konsequent durch. Alles, was in einem üblichen Familien- oder Sippschaftsroman dargestellt wird, wird hier ausgeblendet. Man stelle sich einfach die Buddenbrooks ohne Buddenbrooks vor, dann ist man der dargestellten serbischen Familie schon ziemlich auf der Spur.

Martin Baltscheit / Christine Schwarz, Das Gold des Hasen

andreas.markt-huter - 30.04.2014

„Es war einmal ein Hase. Schon am ersten Tag seines Lebens fürchtete er den zweiten. Er fürchtete die Nacht und den Hunger. Er fürchtete das Wetter und jede Überraschung. Der Hase ging niemals schwimmen, kletterte nicht auf Bäume, blieb immer allein und hielt sein Geld zusammen.“

Von niemandem bemerkt, stirbt der Hase und hinterlässt eine Truhe voller Gold. Während er im Leben keine Freunde oder Bekannte hatte, versammelten sich nach seinem Tod alle Tiere auf der Wiese. Der Hase hatte nämlich ein Testament hinterlassen.

Stephanie Lehmann, Landschaft schmeckt

andreas.markt-huter - 29.04.2014

„Woran denken Sie, wenn Sie hören: ‚Landschaft schmeckt‘? An einen knackigen Apfel frisch vom Baum? An Wallnussbäume? Eine kühle Bergquelle? An Salat? Wogende Ähren auf einem Getreidefeld?“ (11)

Das Grundlagenkochbuch für Kinder, versucht die Zusammenhänge der Natur und dem was wir essen ebenso aufzuzeigen. Es erklärt ebenso wie man mit frischen Lebensmitteln kocht und woher diese stammen. Dabei wird ein ganz besonderer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, auf das Bewusstsein woher die jeweiligen Zutaten stammen, aber auch wer sie wie produziert.

Tanja Janz, Ein Nerd wie du und ich

andreas.markt-huter - 28.04.2014

„(Anmerkung v. Quentin: Es ist keineswegs uninteressant, denn laut wissenschaftlicher Studien ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Man ist, was man isst.) (Anmerkung v. Dagwin: Ich frühstücke aber nie …) (Anmerkung v. Quentin: Oh, das ist schlecht. …)“ (14f)

Dagwin und Quentin haben einiges gemeinsam: sie sind beste Freunde, besuchen die gleiche Schulklasse, begeistern sich für Wissenschaft und gelten in ihrer Klasse als Nerds, als die uncoolsten Jungs, die sich gemeinsam die Ersatzbank teilen, weil niemand sie in ihrer Mannschaft haben will.

Gerhard Jaschke, Allerweltsgedichte

h.schoenauer - 27.04.2014

Genau besehen haben Allerweltsgedichte eine doppelte Zugkraft, einmal ziehen sie mit großem Drang hinaus in alle Welt, andererseits sind sie von einer Alltäglichkeit, dass sie auch zu Hause bestens funktionieren.

Gerhard Jaschke hat für beide Zugrichtungen ein Programm, das lapidar am besten mit seinem Kurzgedicht überschrieben werden kann: „von wörgl aus / um die halbe welt“ (86). Die Weltstadt Wörgl, die üblicherweise als von Chris Lohner aus den ÖBB-Lautsprechern heraus gewürgte Haltestelle durch die Ohren Österreichs geistert, wird hier geadelt als ein Ort höchster Aufbruchsstimmung.

Kate Petty / Jo Elworthy, Linde, Weide, Apfelbaum

andreas.markt-huter - 25.04.2014

„Finde heraus, wie die Bäume heißen, die es in deiner Umgebung gibt: in der Stadt und auf dem Land, in deinem Garten und im Wald, am Straßenrand, am Flussufer und im Park. In diesem Buch findest du Merkmale, die dir dabei helfen, zu bestimmen, welchen Baum du vor dir hast.“ (3)

Bäume sind faszinierende Riesen, die ruhig und scheinbar unbewegt vor sich hin leben. Meist fallen sie uns gar nicht besonders auf und dennoch sind wir überall von ihnen umgeben und ihre Blätter sind kleine grüne Kraftwerke, die uns das Leben auf unserem Planeten erst ermöglichen. Auch in unseren Regionen gibt es zahlreiche unterschiedliche Baumarten, die sich anhand ihrer Merkmale unterscheiden lassen.

Ann Cotten, Der schaudernde Fächer

h.schoenauer - 24.04.2014

Ein Fächer verhüllt einerseits das Antlitz, gleichzeitig bewegt er es durch seine Zuckungen. Wenn er dann gar noch zu schaudern anfängt, liegt das entweder am Gesicht oder an der Welt, die er beide jeweils zu bewegen versucht.

Ann Cotten nimmt ein japanisches Kult-Gerät in die Hand, um in siebzehn Erzählungen Bewegung in emotionale Ruhezonen zu bringen. Dabei geht es meist um Gefühle, die sich kunstvoll an der Oberfläche wegwischen lassen oder deren Tiefgang durch rituelle Handlungen kalt gehalten werden müssen.

Cornelia Hermanns, Des Kaisers tönerne Krieger

andreas.markt-huter - 23.04.2014

„Die Terrakotta-Armee ist heute weltberühmt. Der Kaiser aber, der sie erbauen ließ, ist immer noch fast unbekannt. Wer war der Erste Kaiser von China?“

1974 entdecken Bauern beim Graben eines Brunnens zufällig eine Armee aus Ton, mehr als 7.000 Soldaten, 600 Pferde und 100 Streitwagen, die den ersten Kaiser von China, Qin Shi Huangdi, in seinem Grabmal ins Jenseits begleiten sollten. Die Legenden über sein Leben klingen wie ein Märchen, die Wirklichkeit hingegen war gezeichnet von Krieg und Gewalt.