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Die Erinnerung ist ein komisches Ding, sie setzt oft unvermittelt ein und hält sich auch nicht immer an die Spielregeln der Logik.

Paula Fox erzählt in ihren Erinnerungen an das befreite Europas von diesen Geröllmassen, über die das Gehirn stolpert, wenn es im Rösselsprung von der Gegenwart in die Nachkriegszeit hüpft. ?Die Erinnerung setzt oft mitten in einer Geschichte ein.? (15)

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Gute Geschichten müssen immer wieder neu erzählt werden, bis entweder das Kind zu Hause eingeschlafen oder das Festpublikum im Gemeindesaal eingenickt ist, ehe dieses von Applaus und jenes vom Harndrang zur Unzeit geweckt wird.

Susanne Schaber erzählt die Tiroler Einschlafgeschichten, bei denen normalerweise das Festpublikum wegdöst, so frech und spritzig, dass man als Leser unbedingt wissen will, wie sie weitererzählt, obwohl diese Geschichten ja jedem Patrioten schon bekannt sind.

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Manchmal gibt es zwischen den Lesern und dem Autor so etwas wie unausgesprochene Freundschaft, das heißt, die Leser warten tapfer auf das nächste Buch und machen sich Sorgen, ob der Autor wohl nicht verschollen ist mit seiner Erzählkunst.

Und dann taucht das Buch als fröhliches Lebenszeichen auf, alles in Ordnung, scheint der Autor zu erzählen, ich habe nur besonders sorgfältig gearbeitet, deshalb hat es ein wenig gedauert.

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Historische Romane sind vielleicht die Urform des Erzählens, unter dem Deckmantel der historischen Wahrscheinlichkeit kann dabei der Autor Alternativen, Fiktionen, Gerüchte oder schlichtweg Flunkereien ausführen, die aus jedem noch so kleinen Schicksal einen ordentlichen Helden machen.

Im Falle des so genannten „Banditen“ Karl Gufler aus dem Passeier kommt hinzu, dass Carlo Romeo den Roman in Italienisch verfasst hat, also dem bodenständig deutsch röchelnden Abenteurer eine andere Landessprache verpasst hat. Dieser Roman auf Italienisch ist erst jetzt nach zwölf Jahren ins Deutsche übersetzt worden.

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In der Managementsprache nennt man es suboptimal, wenn etwas nicht ganz perfekt oder überhaupt ein Schas ist. Und dieser kleine suboptimale Mangel zieht sich oft durch den Alltag der so genannten kleinen Leute, mal etwas hypochondrisch angelegt, mal als miese Laune.

Guy Helmingers Geschichten geben auf die Frage, was fehlt dir denn, die perfekte Antwort: - Alles!

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„Verscharre die Blechbüchse im Garten oder sonst wo!“ – Nach so einem ersten Satz muss man als Leser unbedingt wissen, was es da mit der Büchse auf sich hat.

Mutter muss ins Spital, die zehnjährige Tochter vergisst die Büchse und alles drum herum, erst als nach Jahrzehnten die Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen, taucht diese Blechbüchse wieder auf.

Buch-CoverAuf dem Weg zum Klassiker muss ein verstorbener Dichter ein, zwei Editionen des Gesamtwerks auf die Beine bringen.

Jörg Fauser hat ideale Voraussetzungen zu einem Klassiker, allein sein Tod, für den er sich pünktlich zum 43. Geburtstag auf der Autobahn überfahren lässt, lässt Germanisten vor Schicksalslust quiecken. Und auch sonst ist die Biographie prall voll von Begriffen wie Studienabbrecher, Flughafenarbeiter, Nachtwächter, Aushilfsangestellter, Nadel, Drogen, Istanbul.

Buch-CoverManchmal entsteht eine Kostbarkeit dadurch, dass nichts mehr von ihr übrig ist außer einer Ahnung, wie es einmal war. Dieser seltsam nachklingende Geschmack kann sich als Geruch, Gesprächsfetzen, Ambiente oder Anekdote einfinden.

Im Falle der Erzählung „Der Zumpel“ ist so gut wie alles verschollen, peripher oder abgeklungen. Ein kleiner Verlag gibt eine längst abgelegte Erzählung eines längst vergessenen Dichters heraus. Und auch die Thematik ist so was von fern und entlegen, dass man sie nur mit Mühe wieder auf eine Landkarte bringt.

Buch-CoverCaro und Karoline heißt der jüngste Band aus der Reihe Gorilla, herausgegeben vom Österreichischen Buchklub der Jugend. Der Autor Till Mairhofer schildert darin in eindrucksvoll realistischen Bildern eine nicht immer leichte Mutter-Tochter-Beziehung.

Karoline, die Mutter, ist allein erziehend und hat alle Hände voll zu tun, über die Runden zu kommen. Da bleibt manchmal zu wenig Zeit, sich um die 14-jährige Caro zu kümmern. Sie selbst erwartet sich schließlich auch noch etwas vom Leben.

Buch-CoverZwischen Italien und Österreich gibt es literarisch gesehen einen Riß, in dem die Südtiroler sitzen. Beide Literaturen lassen einander vermutlich deshalb in Ruhe, weil jede von der anderen annimmt, dass die Südtiroler den Kontakt herstellen werden.

Am Beispiel von Vicenzo Consolo zeigt sich für den deutsch-monolingualen Leser, was sich in Italien für Sprachschätze auftun. Der Folio-Verlag versucht mit seiner Serie Transfer, die eine oder andere Kostbarkeit zugänglich zu machen. Den Roman „Retablo“ erschließt dabei mit großer Übersetzergeduld die Südtiroler Autorin Maria E. Brunner, die auch ein Nachwort über Stoff, Sprachschatz und politischen Kontext des Romans verfasst hat.