johann kapferer, im zeichen des wolfsmondesDas bewährte Sprichwort vom Köder, der dem Fisch schmecken muss, heißt auf das Kinderbuch angewendet, dass dieses der Oma schmecken muss, wenn sie dem Enkelkind daraus vorlesen will. Für das Jugendbuch heißt der verdeckte Köder „Pädagogik“. Ein Buch muss in Thematik, Triggerwarnung und Geschlechtsneutralität vor allem der grünen Pädagogik gefallen, ehe es im gegenwärtigen Literaturbetrieb gedruckt werden und auf eine Empfehlungsliste gelangen kann.

Die Köder für jugendliche Sekundärpersonen bewirken über die Jahre freilich, dass die ursprünglich gedachte Zielgruppe „Jugend“ sich mit Grauen vom Lesen abwendet.

sepp mall, ein hund kam in die KücheBald werden wir wandern! – Ein Kind deutet die brutale Sprache der Erwachsenen immer so, dass es sich noch aushalten lässt. Der brachiale Begriff vom Auswandern wird für einen Augenblick gemildert, bis er vielleicht wieder von selbst verschwindet.

Sepp Mall vergrößert den Blickwinkel auf die „Option der Südtiroler“, indem er den Stoff für diesen historischen Roman auf ein Kammerstück herunterbricht. Anhand einer Kleinfamilie, die sich 1942 für das Weggehen aus Südtirol entschlossen hat, zeigt sich, wie etwas unten ankommt, was oben entschieden wird. Verschärft wird diese intim-brutale Sicht noch durch einen elfjährigen Ich-Erzähler, der die Ereignisse nehmen muss, wie sie chronologisch kommen.

laura aitken-burt, das alte rom„In der Blüte des Römischen Reiches konnte sich ein furchtloser Reisender auf seinem Weg von England bis zum Irak, vom Schwarzen Meer bis zur Straße von Gibraltar, von Wien über die Donau nach Assuan über den Nil ausschließlich auf römischen Territorien bewegen.“ (S. 9)

Rom entwickelte sich in einem Zeitraum von 1000 Jahren von einer einfachen Siedlung zu einem die antike Welt umfassenden Imperium, das in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht Europa bis weit in das Mittelalter und in die Neuzeit hinein geprägt hat und bis heute wichtiger Teil des europäischen Bewusstseins geblieben ist. Im Sachbuch „Das alte Rom“ begleiten die Leserinnen und Leser die Stadt Rom von ihren Anfängen bis zum Untergang und in all ihren vielschichtigen Facetten.

homer, die odyssee„Warum überhaupt sollte man jetzt die Odyssee lese? Nun, sie ist eine fabelhafte und spannende Reisegeschichte, obendrein gibt es Liebe, Hass, Schiffbruch, Mord und Totschlag und Himmel und Hölle. Auch erzählerisch ist die Odyssee ein hochraffiniertes Meisterwerk. Und ja, die Irrfahrten des Odysseus sind neben der Bibel eines der Ur-Narrative unsere Literatur. […] Aber das Beste: Die Odyssee hat bei näherem Hinsehen viel mit unserer heutigen, modernen Welt zu tun.“ (S. 7)

Die Odyssee ist das zweitälteste Werk der europäischen Literatur und dürfte zwischen dem Ende des 8. und Anfang 7. Jahrhunderts entstanden sein. Wie die Ilias wird die Odyssee dem mythischen Dichter Homer zugeschrieben. Inhaltlich schließt das Epos schließt an die Handlung der Ilias an und besingt die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus, der von der Eroberung Trojas bis zu seiner Rückkehr nach Ithaka zehn Jahre durch die verschiedensten Orte der damaligen bekannten Welt getrieben wird.

eva maria gintsberg, schichtgedichteNicht umsonst rufen Piloten, wenn sie abstürzen, noch eine Wortfügung aus ferner Kindheit in den Voice-Recorder, ehe Stille dem harten Aufschlag folgt. Mit zunehmendem Alter berichten Sprachanwender verschiedenster Klangfarben davon, dass ihnen in Augenblicken der Überraschung, der Freude und des Entsetzen Partikel aus der Kindheit in den Sinn kommen.

Eva Maria Gintsberg lassen diese archaischen Wortspuren der Kindheit keine Ruhe, wenn sie als Schauspielerin und Autorin den Wurzeln des Sprechens nachgeht. Ein elementares Erlebnis als Kind in einem Tiroler Nachkriegsdorf ist das Auftauchen einer neuen Sprache, wenn „die Frembden kommen“. Diese Gebrauchssprache des Tourismus überlagert allmählich die Mundart, die bislang alles abdecken konnte, was für Hausrat, Arbeit und Feiertag notwendig gewesen ist.

sam thompson, der turm der füchse„In der Nacht, als die Füchse ihren Vater raubten, konnte Willow nicht schlafen. Sie hatte stundenlang im Dunkeln gelegen und dem Wind gelauscht, der in den Dächern sang. Dielen knarrten, als Dad im Haus umherging. Auch er fand keinen Schlaf. Irgendwann nach Mitternacht hörte sie, wie die Hintertür aufging.“ (S. 6)

Eines nachts beobachtet Willow ihren Vater, wie er im Garten mit drei Füchsen diskutiert und wie sich ihm plötzlich etwas in Gestalt eines riesigen Wolfes nähert. Das Wesen wirft ihren Vater zu Boden, packt ihn bei den Knöcheln und zerrt ihn hinter die Bäume. Als Willow ins Freie rennt, ist ihr Vater bereits spurlos verschwunden. Nur ein Rabe, den ihr Vater Cormac genannt hatte, beobachtet sie von einer Gartenbank aus.

andreas maier, die heimatVielleicht besteht die Heimat darin, dass ständig Menschen eingeheimatet werden. In der Tiroler Literatur jedenfalls werden ununterbrochen Schriftsteller eingemeindet, damit jene hohe Qualität gehalten werden kann, die von sogenannten Einheimischen allein nie getragen werden könnte.

Andreas Maier gilt gemeinhin als der Schriftsteller der Wetterau. Diese Gegend hinter Frankfurt am Main hat er literarisch hoffähig und international bekannt gemacht. Das Schreiben perfektioniert hat er freilich während seiner Aufenthalte in Südtirol, wo er mit dem internationalen Provinzroman „Klausen“ (2002) eine unübersehbare Markierung gesetzt hat. Seit diesem Roman gilt er als Geheim-Tiroler mit allen Heimatrechten.

leonora leitl, einkaufen macht spaß!„Es ist früh am Morgen. »Raus aus den Federn!«, raunt Kiki den drei kleinen Gockis zu. »Auf in den Tag!« Nur Jojo darf noch eine bisschen liegen bleiben. Flocken, Müsli und Kakao – das Frühstück steht schon auf dem Tisch. Und was soll es dann zu Mittag geben? Da sind sich die Gockis schnell einig: Pizza!“

Papa Kiki und seine drei Küken stehen schon früh am Morgen auf, während Mama Jojo noch liegen bleiben darf. Heute steht für die Hühnerfamilie einiges am Programm. Papa will mit seinen Kindern einkaufen gehen.

In aller Frühe holt Papi Kiki seine drei Kinder Gocksi 1, Gocksi 2 und Gocksi 3 aus den Federn. Zum Frühstück gibt es Flocken, Müsli und Kakao und dann wird abgestimmt, was es zu Mittag geben soll. Die Antwort ist klar, denn alle wünschen sich Pizza.

tilmann brand, digitales lesen„Es gilt für den Deutschunterricht vielmehr, das Lesen mit digitalen Medien als eine die Lebenswelt und die Entwicklung junger Menschen wesentlich prägende Erfahrung anzuerkennen und es so in ihre Lernprozesse zu integrieren, dass sie es kompetent und zielgerichtet nutzen können, um sich und ihr Weltwissen adäquat weiterzuentwickeln. Es ist unser Ziel, das Beste beider Welten zusammenzuführen …“ (S. 7)

Das Leseverhalten hat sich mit der rasanten Verbreitung digitaler Medien und von Textinhalten im Internet für die jüngeren Generationen erkennbar verändert. Neben dem Lesen gedruckter Texte gewinnen digitale Texte immer mehr an Bedeutung, die sich auch sprachlich, im Umfang und in der Art der Darstellung massiv unterscheiden und von SMS-Nachrichten, Postings, Twitter-Meldungen bis hin zu Blogtexten und Literatur im E-Book-Format reichen. Das Praxishandbuch „Digitales Lesen“ geht der Frage nach wie digitale Leseerfahrungen das Lesen junger Menschen auch im Unterricht beeinflussen.

heike eva schmidt, die lama gang - auf die hufe fertig los„Über Gut Erlenbach war die Sonne aufgegangen. Im Haus schlief die Familie Sonnenschein noch tief und fest. Ein vorwitziger Strahl fiel jedoch durch das Fenster des Lama-Stalls und kitzelte Petersilie in der Nase. »Hatschi!« Die schneeweiße Alpaka-Dame erwachte von ihrem eigenen Niesen. Ebenso ihr Stallgenosse Einstein, dessen wolliges Fell braun-weiß gefleckt war.“ (S. 5)

Ganz unerwartet steht die Lama Gang vor einem neuen aufregenden Kriminalfall, als an einem sonnigen Morgen plötzlich das Lama Vokuhila mit einem kleinen Fohlen auf Gut Erlenbach auftaucht. Bald ist allen klar, dass es bei dem jungen Pferd nicht mit rechten Dingen zugeht.