Aktuelle Buchtipps

 

Michael Stark, Weltfremd

h.schoenauer - 30.06.2025

Michael Stark, WeltfremdNach dem Koma ist nur eines gewiss: Alles, was bei den Sinnesorganen hereinschaut, ist etwas Fremdes. Zwischen der Welt und dem Individuum fremdelt es.

Michael Stark erzählt aus der Innensicht eines Helden, der eigentlich keine Sprache, keine Erinnerung und keinen Realitätssinn hat. Als Ich-Erzähler, der offensichtlich als Drehbuchautor früher ganze Welten erfinden und erschreiben konnte, ist er jetzt darauf angewiesen, seinen eigenen Zustand in irgendwas Sprachliches zu fassen, das vorläufig nur als sinnlose Wortpartikel durch seinen Kopf geistert.

Julie Pike, Flammenstürmer

Andreas Markt-Huter - 28.06.2025

Julie Pike, Flammenstürmer„Die Flammenvögel zogen davon. Pa zog davon. Das Verlangen, mit ihnen zu fliegen, brannte wie ein Feuer in Embers Innerem. Sie wusste nicht, wie, aber irgendwie würde sie ihm folgen. Als könnte er ihre Gedanken hören, drehte sich Pa um und sah traurig in ihre Richtung. Er legte die Hand aufs Herz, küsste seine Fingerspitzen und pustete ihr sanft einen Kuss zu.“ (S. 19)

Jedes Jahr suchen die Flammenvögel auf ihrer Reise den Rastplatz in Leuchtfeuerstedt auf, bevor sie sich auf den Weg in ihre Heimat machen. Jedes Jahr versuchen die Seeleute von Leuchtfeuerstedt den rätselhaften Vögeln zu folgen, in der Hoffnung magische Schwanzfedern zu finden und ihre geheimsten Wünsche zu erfüllen.

Max Ulrich, schwindel im funkenschlag

h.schoenauer - 27.06.2025

Max Ulrich, schwindel im funkenschlagNicht nur am Titel ist von Schwindel die Rede, selbst die Augen machen eine schwindelerregende Bewegung, wenn sie über den Lyrikband gleiten, der im Handteller-großen Format sich erst allmählich fokussieren und fixieren lässt.

Max Ulrich zeigt mit „schwindel im funkenschlag“ Bilder und Gedichte, die vor allem von Mehrdeutigkeit, Verwobenheit und gezielter Unschärfe geprägt sind. So lädt der Schwindel ein, gleichermaßen an die Störung des Gleichgewichts wie auch an eine Täuschung zu denken, während der Funkenflug aus allen Essen und Schmieden auffliegt, von gebremsten Eisenbahnrädern springt oder als archaischer Brauch des Funkenschlagens über die Landschaft springt.

Jess French, Anatomie der Tiere

Andreas Markt-Huter - 26.06.2025

Jess French, Anatomie der Tiere„Tiere sind sehr unterschiedlich. Immer wieder glaubte ich endlich alles bisher bekannte über ihre Anatomie zu wissen. Und immer wieder brachten mich umwerfende neue Erkenntnisse zum Staunen! Das ist es, was ich an der Wissenschaft so liebe: Es gibt immer etwas Neues zu entdecken … In diesem Buch nehme ich dich mit auf eine Reise ins Reich der Tiere.“ (S. 5)

Das Sachbuch für Kinder „Anatomie der Tiere“ setzt sich ausführlich mit dem Körper und dessen Funktionsweise bei den unterschiedlichen Hauptgruppen der Wirbeltiere: Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere auseinander. Am Ende gibt es auch noch wissenswerte Informationen über den Körperbau wirbelloser Tiere.

Martin Kolozs, Boshaft

h.schoenauer - 25.06.2025

Martin Kolozs, BoshaftDas literarische Bermudadreieck für para-normale Fiktion ist irgendwo zwischen Edgar Allen Poe (Die Sphinx), Andre Gide (Die Verliese des Vatikan) und Ray Bradbury (Fahrenheit 451) angesiedelt.

Martin Kolozs verortet seinen Exorzisten-Thriller „Boshaft“ in versteckten Zirkeln in Rom, Polen und im Vatikan. Der Titel Boshaft ist einerseits eine Abmilderung des Bösen, boshaft ist wahrscheinlich eine eingeschlagene Richtung, die später einmal direkt zum Bösen führt. Andererseits ist es eine Art forensischer Beschreibungsversuch, etwas Ungeklärtes als vage Devianz von einem Regularium zu deuten.

Mira Lobe Komm, sagte die Katze

Andreas Markt-Huter - 24.06.2025

Mira Lobe, Komm, sagte die Katze„Es regnete. Es rieselte und rauschte. Es planschte und plätscherte. Die Katze saß oben im Baum. Ringsum war Wasser. »Jetzt ist es genug!«, sagte die Katze. »Jetzt soll es aufhören!« Aber es hörte nicht auf. Es regnete immer weiter. Das Wasser schwemmt die Erde weg. »Hilfe!«, sagte die Katze. »Mein Baum kippt um!« Sie schlug ihre Krallen in die Zweige und hielt sich fest.“

Ein fürchterlicher Regen bricht über das Land herein und entwickelt sich zu einem mächtigen Hochwasser, das alles unter Wasser setzt. Dabei geraten auch die Tiere der Umgebung in große Not. Einer Katze gelingt es sich auf einem Baum in Sicherheit zu bringen. Als der Baum umfällt, treibt sie auf dem Baum in den Wasserfluten mit.

Peter Hofinger, Heute werden sie mich holen!

h.schoenauer - 23.06.2025

Peter Hofinger, Heute werden sie mich holen!Die Befürchtung, geholt zu werden, überfällt in Romanen oft jene Helden, die am Ende sind. Bei Norbert Gstrein etwa wird im „Einer“ der sprachgestörte Jakob abgeholt, als er mit dem Dorfleben nicht zurecht kommt, in Texten nach der Machtübernahme der Nazis müssen Andersdenkende oft befürchten, geholt zu werden.

Bei Peter Hofinger sitzt der Ich-Erzähler vor einem Glas, das er über eine Wespe gestülpt hat, und beobachtet deren Ausweglosigkeit. Er blickt dabei, vom Leben ernüchtert, seinen Körper hinunter und wartet, dass er geholt wird. Am Schluss wird dieser offene Erzählrahmen abgeschlossen durch eine Sequenz, worin der Erzähler in einer Einrichtung sitzt, die Seniorenheim und Klinik in einem ist. Er jedenfalls empfindet es als Segelboot, das aufgerüstet ist, um mit ihm die letzte Reise anzutreten.

Kristen Ciccarelli, Heartless Hunter - Der rote Nachtfalter

Andreas Markt-Huter - 21.06.2025

Kristen Ciccarelli, Heartless Hunter - Der rote Nachtfalter„Wenn die Soldaten der Blutwache ein Mädchen verdächtigten, eine Hexe zu sein, zogen sie es nackt aus und suchten seinen Körper nach Narben ab. Während der Herrschaft der Königinnenschwestern hatten die Hexen ihre Spruchnarben voller Stolz zur Schau getragen. Sie waren Machtsymbole, ähnlich wie juwelenbesetzte Ringe und aufwendige Seidenkleider. Die Narben standen für Wohlstand und gesellschaftlichen Rang. Vor allem aber für Magie. Nun waren sie das Kennzeichen der Gejagten.“ (S. 7)

Niemand ahnt, dass es sich bei der achtzehnjährigen Rune Winters, die von allen als oberflächliches reiches Mädchen wahrgenommen wird, um den berüchtigten „Roten Nachtfalter“ handelt, der gefangene Hexen vor dem sicheren Tod rettet. Der unerbittliche Hexenjäger Gideon Sharpe, Hauptmann der Blutwache, verfolgt seit langer Zeit hartnäckig auf ihre Spur.

Michael Sommer, Schwarze Tage - Roms Kriege gegen Karthago

Andreas Markt-Huter - 18.06.2025

Michael Sommer, Schwarze Tage - Roms Kriege gegen Karthago„Das gute Jahrhundert zwischen 264 und 146 v. Chr. ist nicht nur die Epoche, in der Rom den Grundstein für sein Imperium legte, sondern eine Zeit enormer Umbrüche für die gesamte antike Mittelmeerwelt. Während Rom immer mächtiger wurde, versanken große Reiche in Trümmern, vor allem, aber längst nicht nur, Karthago. Die Frage, die schon der Zeitgenosse Polybios stellte und deren Beantwortung er zu unserem Glück ein kolossales Geschichtswerk gewidmet hat, beschäftigt uns bis heute: Warum Rom? Was war der Grund dafür, dass die Tiberrepublik ihre Konkurrenten um die Hegemonie einen nach dem anderen vom Spielfeld nahm?“ (S. 9)

Die punischen Kriege zählen zu den markantesten Ereignissen in der Geschichte der römischen Republik und Hannibals Alpenüberquerung mit seinen zigtausenden Fußsoldaten, Reitern und Kriegselefanten gehören heute noch zum Allgemeinwissen über die antike Welt. Michael Sommer geht der spannenden Frage nach, wie es zum Krieg zwischen Rom und Karthago gekommen ist, der den Niedergang Karthagos besiegelt und den unaufhaltsamen Aufstieg Roms zur Weltmacht eingeleitet hat.

Johann Kapferer, Schattenzwillinge

h.schoenauer - 17.06.2025

Johann Kapferer, SchattenzwillingeSchon vom Titel an steht eine schicksalshafte Verwechslung im Vordergrund. Die Ähnlichkeit von Zwillingen erzwingt nicht direkt einen Gleichklang der Lebensläufe. – Das ist die Stunde der Pädagogen und Gutwilligen, sie können sich nämlich die erfolgreiche Intervention auf die Fahnen schreiben, wenn die Erziehung des einen Zwillings gelingt, während der andere ohne Pädagogik vor die Hunde geht.

Johann Kapferer schreibt seine Jugendkrimis oft aus der Haltung einer romantischen Tiroler Welt heraus, wo man Gut und Böse auf hundert Metern Entfernung entscheiden kann, wo alle guten Willens sind, ein sportlich-laszives Leben hinzukriegen mit viel Schmäh im Smalltalk, und wo die Bauern im Dorf noch das Sagen haben, auch wenn sie längst ihre Grundstücke verkauft haben.