Vom Kopf ins Bücherregal - Ein Buch entsteht: Die Dekoration

Wie viele Arbeitsschritte sind eigentlich nötig, bis ein Buch seinen Weg vom Kopf des Autors ins Bücherregal findet? Am Beispiel der Tiroler Märchen soll die Entstehung eines Buchs nachgezeichnet werden. Dabei wurden alle an der Herstellung des Buches beteiligten Personen über ihre Aufgaben, ihre Ausbildung und ihre Arbeit befragt.

Im 12. und letzten Teil des Beitrags Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht wird Die Dekoration im Buchhandel näher betrachtet. Dabei werden Buchneuerscheinung im Schaufenster gekonnt in Szene gesetzt und beworben. Wir haben dazu Herbert Mallaun, den ehemaligen Dekorateur im Tyroliaverlag interviewt.

Teil 12: Die Dekoration im Buchhandel: Ein Buch präsentiert sich seinen Kunden

Im 11. Teil des Beitrags Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht nähern wir uns in großen Schritten der Buchhandlung oder besser gesagt den Schaufenstern und Schauflächen der Buchhandlung. Hier wird nun das Tiroler Märchenbuch für das Publikum präsentiert. Der Dekorateur arbeitet ein eigenes Arrangement für die Präsentation des Märchenbuches aus und verschickt es an alle verlagseigenen Filialen. Anhand einer Mustervorlage können nun alle Schaufenster der Tyrolia-Filialen das Märchenbuch identisch präsentieren, was zum einheitlichen Erscheinungsbild des Verlags und seiner Buchhandelskette beiträgt.

Bei Buchhandelsketten wie den Tyrolia-Buchhandlungen hat der Dekorateur, die auch die Aufgabe, durch eine gemeinsame Dekoration für ein einheitliches Erscheinungsbild der einzelnen Buchhandlungen zu sorgen. Foto: Markt-Huter

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Herbert Mallaun, der früher als Dekorateur im Tyrolia-Verlag tätig war, erklärt im folgenden Interview seine Aufgabe als Dekorateur und nach welchen Gesichtspunkten er das Tiroler Märchen-Buch in den Schaufenstern der Buchhandlungen präsentiert.

Lesen in Tirol: Was hat man sich unter einem Dekorateur im Buchhandel vorzustellen und was zählt zu seinen Aufgabenbereichen?

Herbert Mallaun: Die Hauptaufgaben des Dekorateurs ist es, Bücher in einem Schaufenster in Szene zu setzen. Je nachdem um welches Buch es sich dabei handelt, wird durch die Dekoration, also die Präsentation in der Auslage einer Buchhandlung, eine Geschichte zum jeweiligen Buch erzählt.

Zunächst muss für jedes einzelne Buch eine entsprechende Idee gefunden werden. Außerdem sollte man sich gleich zu Beginn berücksichtigen, mit welchen Materialien sich diese Vorstellungen umsetzen lassen. Als Materialien werden dabei ganz einfache Dinge verwendet wie Kartons, Klebespray, Folien u.a.

Ich fertige mir zunächst eine Skizze an und entwerfe in groben Rissen, wie die Auslage aussehen soll. Anschließend bereite ich die Ausführung der Dekoration vor und beginne mit der Gestaltung der Displays. Für eine Präsentation konzentriert man sich am besten auf ein einzelnes Buch, von dem mehrere Exemplare gestapelt und dekorativ aufgestellt werden.

Lesen in Tirol: Wie schaut die berufliche Ausbildung zum Dekorateur aus?

Herbert Mallaun: Bei uns in Tirol gibt es wenig Ausbildungsmöglichkeiten, wenn man einmal von den Kursen am Wifi Ausbildung zum Dekorateur absieht. Ich selbst habe zunächst eine kaufmännische Ausbildung absolviert und mir erst nachher, durch den Besuch zahlreicher Kurse und Seminare das Wissen für meine Arbeit als Dekorateur angeeignet. Kenntnisse im graphischen Bereich und handwerkliche Fertigkeiten sind für die Tätigkeit als Dekorateur zweifellos empfehlenswert, weil Arbeiten wie Kleben, Kaschieren, Schriften gestalten, Schneiden und Zuschneiden zum Alltag eines Dekorateurs gehören.

Lesen in Tirol: Was sind die wichtigsten Kriterien für eine gute Schaufensterdekoration?

Herbert Mallaun: Wie man ein Buch in der Auslage darstellt, hängt zunächst einmal vom Buch selbst ab. Grundsätzlich sollte immer nur ein Buchtitel präsentiert werden, um die Konzentration der Betrachter nicht abzulenken. Beim Märchenbuch haben wir versucht, seine bemerkenswerten Illustrationen in den Mittelpunkt zu rücken. Es lässt sich aber auch ein kurzer, prägnanter Text oder eine Kurzbeschreibung recht gut in eine Präsentation einbauen, um den Betrachter für den Text zu interessieren.

Bei der Buch-Dekoration werden ein oder mehrer Bücher in einem Schaufenster in Szene gesetzt. Dabei ist es wichtig auf die Größe der jeweiligen Schaufenster Rücksicht zu nehmen. Foto: Markt-Huter

Lesen in Tirol: Wie sieht der Arbeitsablauf für die Präsentation des Tiroler Märchenbuches in der Buchhandlung aus?

Herbert Mallaun: Die Idee für die Präsentation kommt natürlich erst, wenn ich das Buch konkret in Händen halte und es mir zunächst einmal genau anschaue. Danach setze ich mich mit dem Hersteller in Verbindung, um bereits vorhandene digitalisierte Bilder oder Illustrationen zu erhalten. Mit diesen Materialien entwerfe ich dann ein Display, bei dem es sich auch um eine Art Collage handeln kann. Die Vorbereitungszeit dazu beträgt ca. 1-2 Tage, danach beginne ich mit der Anfertigung der Dekoration, mit denen unsere einzelnen Tyrolia-Filialen beliefert werden.

Bei der Dekoration gilt es natürlich die Größe der jeweiligen Auslage zu berücksichtigen, die in den einzelnen Filialen variiert. So macht in hohen Auslagen wie z.B. in unserer Filiale in der Maria-Theresien-Straße ein Plakat im DIN-A3 Format wenig Sinn und muss um einiges größer gestaltet sein.

Lesen in Tirol: Wie erfolgt die Gestaltung der Schaufenster in den einzelnen Filialen?

Herbert Mallaun: Die einzelnen Filialen erhalten die entsprechenden Materialien, die für die Dekoration benötigt werden. Als Vorlagen gestalte ich ein Musterschaufenster, das fotografiert wird und den Auslagen in den einzelnen Filialen als Vorlage dient. Sinn des ganzen ist es auch, dass die Dekoration in unseren einzelnen Filialen von der Schrift, vom Logo und von der Gestaltung gleich aussieht. Es muss von außen sofort erkannt werden, dass es sich um eine unserer Filialen handelt. Hier liegt auch eine große Bedeutung für die Corporate Identity unserer Gruppe, mit der eine einheitliche Gestaltung unserer Filialen durchgeführt wird. Manchmal besuche ich aber auch die einzelnen Filialen und bin vor Ort bei der Dekoration behilflich.

Beim Tiroler Märchenbuch wird nur das Tiroler Märchenbuch in der Auslage präsentiert. Dabei werden ein Exemplar aufgeschlagen und drei oder vier Bücher übereinander gestapelt zu sehen sein. Wichtig ist es, den Kunden nicht durch eine Vielzahl an Büchern zu verwirren.

Lesen in Tirol: Vielen Dank für das Gespräch!

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Gekonnt setzt der Dekorateur die zahlreichen Illustrationen des Buches ein. Zu guter letzt ist unser Buch im Bücherregal angekommen, wo es nun auf seine Leserinnen und Leser wartet! Die Buchhändlerin Regina Stolze-Witting von der Tyrolia-Buchhandlung präsentiert die Tiroler Märchen ihren Kunden. Foto: Markt-Huter

 

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• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 1:  Das Lektorat
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 2: Die Autorin
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 3: Die Illustratorin
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 4: Der Graphiker
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 5: Die Verlagsleitung
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 6: Das Marketing
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 7: Die Pressearbeit
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 8: Die Werbung
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 9: Der Vertrieb
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 10: Der Buchdruck
• Vom Kopf ins Bücherregal: Ein Buch entsteht - Teil 11: Das Buchlager

 

 

Weiterführende Links:

• Lesen in Tirol - Rezension: Frau Wolle, Tiroler Märchen
• Wikipedia: Lagerhaltung
• Wikipedia: Pressegroßhandel

 

Andreas Markt-Huter, 22-10-2008