Buch-CoverGanz selten verströmt ein Roman eine solch plastische Wahrheit, dass man als Leser mit beiden Händen zupackt und den Text nie mehr im Leben aus der Hand geben will. Winfried Gindls Kompakt-Text über einen Herrenabend aus dem Jahr 1981 ist so ein Roman.

Das Gerüst ist denkbar einfach. Der Student Peter aus Kärnten geht mit den Brüdern Said und Masoud in Wien auf Zechtour, bald einmal stößt auch noch deren Cousin Basim dazu, der am AKH als Chirurg arbeitet.

Buch-CoverMit der Geographie Unvertraute hören immer "Landser See" und vermuten schon die größte politische Unkorrektheit, wenn die Innsbrucker über das geliebte Badewasser sprechen. In Wirklichkeit aber ist der Lanser See ein kleiner Badesee südlich von Innsbruck, dem vermutlich beim Bau des Brenner-Basistunnels das Wasser abgegraben wird.

Elmar Drexel, der Meister der subtilen Erinnerung, erzählt von der verdampfenden Kindheit im Sommer, wenn er seinen Protagonisten zum Lanser See schickt. Für jeden Menschen gibt es jenen geheimnisvollen Ort, wo er die Kindheit abstreift und mit einem wagemutigen Sprung in die Pubertät hüpft.

Buch-CoverKlassische Stücke fordern oft geradezu eine zeitgemäße Fortsetzung heraus, man denke nur an die vielen Faust Drei oder an die Godots, die fallweise erscheinen oder sich unverblümt verleugnen lassen.

Herbert Rosendorfer setzt mit seinem Stück Schillers "Räubern" eines drauf und nennt das humorvolle Trauerspiel "Dem Mann kann geholfen werden".

Buch-CoverDie Liebe zu einer Stadt entsteht wie bei jeder Liebe zufällig. Als in den 1980er Jahren der Autor Cornelius Hell eine Stelle als Lektor irgendwo im Ausland sucht, wird ihm eine Stelle in Vilnius angeboten. Seither ist es die Stadt seines Lebens geworden.

Anhand seiner eigenen Begeisterung erzählt Cornelius Hell, was Vilnius alles durchgemacht hat, wie es immer eine faszinierende Stadt geblieben ist und wie es trotz der hohen Selbstmordrate in Litauen als einer der lebendigsten Orte Europas gilt.

Buch-CoverKeine Frage, die ukrainische Gegenwartsliteratur ist etwas vom Frechsten, Lustigsten und Genauesten, was es zurzeit zu lesen gibt.

Tanja Maljartschuk fackelt in ihrem Prosa-Roman Neunprozentiger Haushaltsessig nicht lange herum, sie erzählt unverblümt von einer harten Wirklichkeit und der Leichtigkeit, daraus zwischendurch auszusteigen.

Buch-CoverEin begeisterter Musiker gliedert sein Leben nach musikalischen Höhepunkten und führt allmählich sein eigenes Leben in einen Höhepunkt über.

So ungefähr mag die Dramaturgie des Essays Platzkonzert lauten, und dieser Essay samt Erinnerung erweckt im Leser naturgemäß die Lust, sich mit der Musik zu beschäftigen, ohne deshalb in die Lebensphilosophie des Autors zu verfallen.

Buch-CoverDamit eine Geschichte funktioniert und uns am Lagerfeuer der Lektüre vom Hocker reißt, braucht es eine gewisse Plausibilität und jede Menge Mythos.

Annie Proulx hat sich für diesen Zweck den Mythos Wyoming ausgewählt, worin sie laut Klappentext in ihren Büchern manchmal authentisch lebt. Je entlegener die Gegend, umso mehr Mythen haben darin Platz. Und ihr Erzähl-Konzept funktioniert gnadenlos.

Buch-CoverAm Balkon stehen oft die ungewöhnlichsten Pflanzen beisammen. Jede hat ihre eigene Geschichte und blüht in dieser ungewöhnlichen Umgebung ihrem Ende entgegen.

In den seltsamen Begegnungsgeschichten von Lissy Pernthaler kommen auf diese Art ein Lorbeerbaum und ein Zitronenbaum nebeneinander zu stehen. Und diese Botanik ist eigentlich nichts Besonderes, denn auch die Menschen mit ihren Hormonen kommen immer wieder nebeneinander zu stehen und machen sich untereinander die nächstbeste Liebesgeschichte aus.

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Wenn Sirenen losgehen, melden sie vorerst einmal, dass etwas Ungeheures im Gange ist, das Publikum schaut von den Alltagsverrichtungen auf und registriert vor allem eins: Die Sirenen plärren!

Buch-CoverWahrscheinlich die eleganteste Verhöhnungsformel im Literaturbetrieb nennt sich "Für reife Leser". Darin wird unterschwellig suggeriert, dass ein bestimmtes Buch eigentlich nur von Lesevolltrotteln oder Lesekomikern rezipiert werden kann.

Kurt Bracharz greift diese freche Empfehlungsformel über die Zumutbarkeit von Literatur mit Genuss auf und überschreibt damit sein Lektüreprojekt.